Geschichte

 

Einst war es nicht nur ein Weinberg, sondern ein ganzer Mikrokosmos des Barock am Oberlauf der Elbe, der in einer Art Dornröschenschlaf sehr wechselvolle Jahrhunderte überdauerte. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts erwacht er wieder zu neuem Leben.

Johann Melchior Dinglinger

Hofjuwelier König August des Starken und einer der bekanntesten Goldschmiede des Barock, nannte nicht nur ein prachtvolles Stadthaus in Dresden sein eigen, sondern wie mancher vornehme Bürger seiner Zeit auch einen Weinberg vor den Toren der sächsischen Residenz. Von vielen fröhlichen Festen mit anderen Größen der Epoche berichtet man dort, unter anderem von seiner fünften Hochzeit im Jahr 1728.

Im großen Bogen der Elbe und ihrer malerischen Hänge ist dieser Weinberg noch heute zu finden – oder besser: wieder zu finden. Im Jahr 1999 nämlich begannen der Dresdner Notar Dr. Christoph Hollenders und seine Frau Caroline, dieses so außergewöhnliche Zeugnis bürgerlich-barocker Lebenskultur wieder in seiner ursprünglichen Schönheit erstehen zu lassen, mit dem Weinberg und seinem charakteristischen Belvedere, dem Barockgarten und der Kegelbahn und nicht zuletzt mit dem imposanten Landhaus und seinem barocken Festsaal.

Wiederbelebung eines Kleinods

 

Mit dem weithin sichtbaren Weinberg begannen kurz vor der Jahrtausendwende die Arbeiten zur Wiederherstellung eines einzigartigen Kulturgutes. Inzwischen ist auch das Weinberghaus wieder zu neuem Leben erwacht und zu einem beliebten Treffpunkt für Menschen aus aller Welt geworden. 

Der Weinberg des Goldschmieds

Um den Weinbau auf dem sonnen-verwöhnten Südhang direkt über der Elbe neu zu beleben, wurden der Wildwuchs vergangener Dekaden gerodet und die verfallenden Weinbergmauern und Treppenanlagen des Barock nach und nach in traditioneller Trockenbauweise wieder errichtet oder saniert. Heute stehen wieder rund 3000 Rebstöcke auf dem historischen Weinberg und tragen reiche Frucht.

Wie ehedem können die Arbeiten an dem steilen Hang mit seinem sandigen Boden nur von Hand verrichtet werden. Die Reben danken es mit vorzüglicher Qualität. Von der ersten Lese im Jahr 2002 an liefern sie herausragende Weine, sei es nun Riesling oder Traminer. Seit die weltberühmten Werke des Johann Melchior Dinglinger im Grünen Gewölbe des Dresdner Schlosses wieder einen zentralen Platz einnehmen, gibt es als besondere Kostbarkeit auch wieder Wein vom Weinberg des berühmten Goldschmieds.

Der Weinberg im Jahr 1786

Der einzige im Original erhaltene Barocksaal Dresdens

Einen besonders erlesenen Schatz birgt das Haus über dem Weinberg, das Johann Melchior Dinglinger zu Beginn des 18. Jahrhunderts von der Tochter des vormaligen Oberhofpredigers Andreas Lucius erwarb und um einen barocken Flügel mit Blick über das Elbtal und auf Dresden ergänzte.

Hier findet sich heute der einzige im Original erhaltene Barocksaal der im letzten Krieg so stark zerstörten Barockstadt Dresden. Es war eine wahrhaft dramatische Rettungsaktion, mit der er zu Beginn des neuen Jahrtausends vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden konnte. Verborgen hinter vermauerten Nischen, unter elf Schichten Farbe und anderem Zutaten aus jüngerer Zeit fand sich schließlich der größte Teil der ursprünglichen Ausmalung dieses heiteren kleinen Festsaales. Nach jahrelanger behutsamer Restaurierung erstrahlt er nun wieder im alten Glanz und legt beredt Zeugnis ab von barocker Lebensfreude und Lebenskunst. Und an seiner Decke kündet ein Anemometer wie vor drei Jahrhunderten jetzt wieder davon, wie der Wind da draußen sich dreht.

Der restaurierte Barockflügel

Der freigelegte Barocksaal

Das berühmte Anemometer

Detail der ursprünglichen Ausmalung

Lebensraum

 

Wald und Weinberg, Obstwiese und  Barockgarten, Treppenanlagen, Statuen, Kegelbahn, Pavillons und Sommerhaus – eine ganze Miniaturwelt des Barock mit verschiedenen Lebensräumen fand sich hier einst dicht benachbart ein einem Ort. 

Weine

Riesling


Johann Melchior Dinglinger hätte gewiss seine Freude gehabt an diesem Riesling vom Weinberg seines Sommerwohnsitzes. Hier, in bevorzugter und von der Sonne verwöhnter Lage, gedeiht ein zart fruchtiger, elegant verspielter Wein. Feine Aromen von Apfel, Blüten und Pfirsich umgarnen den Gaumen. Die für sächsische Weine eher zurückhaltende Mineralität und Säure fügen sich harmonisch in die Gesamtkomposition ein.

Der barocke Künstler und Lebenskünstler hätte es vielleicht so beschrieben: filigrane Aromen mit fein ziselierter Komplexität und in einem erbaulich fraulichen Körper. Die Weine dieses kleinen Weinbergs sind eine echte Rarität.

Traminer


Sachsen ist bekannt für Traminer, die vor Blumenduft strotzen. Vom Weinberg des Goldschmieds kommt ein bemerkenswert eleganter Vertreter dieser besonderen Traubensorte. Aus dem Glas strömt feiner Rosenduft, am Gaumen entwickelt er sich zart schmelzig mit einem Hauch von exotischen Früchten und angenehmer Säure.

Johann Melchior Dinglinger hätte sich zu diesem exquisiten Traminer möglicherweise  einen sächsischen Kartoffelpuffer geröstet, mit einer Scheibe Lachs belegt und eine sanft kräutrige Vinaigrette darüber geträufelt. Denn trotz seiner zarten, ja filigranen Kunstwerke war er alles andere als ein zarter Mann. Für damalige Verhältnisse eher ein Riese, den aromatischen Genüssen des Lebens sichtbar zugetan.

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Dinglingers Weinberg
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